Verband der Deutschen Möbelindustrie e. V. (VDM)
Georgsmarienhütte. Stillstand hat es in der Oeseder Möbel-Industrie in den letzten 118 Jahren nie gegeben. Das Unternehmen ist vom kleinen Handwerksbetrieb zum großen Industrieunternehmen aufgestiegen. Mit hoher Flexibilität gelingt es, die individuellen Wünsche der unterschiedlichsten internationalen Endverbraucher schnell und gezielt umzusetzen. Der Schlafzimmerhersteller bewegt sich dabei in einem engen Marktumfeld, dessen Zukunftsaussichten gerade vom hiesigen Möbelhandel mitbestimmt werden: „Die Innovationsfähigkeit der Branche hat noch keine volle Entfaltungskraft entwickeln dürfen. Es fehlt teilweise die Bereitschaft des Handels, unsere Innovationen mitzutragen“, sagt Geschäftsführer Markus Wiemann.
Die Oeseder Möbel-Industrie wird im Jahr 1900 von Mathias Wiemann im 15 Quadratmeter großen Kellerraum einer Gastwirtschaft in Oesede, einem Stadtteil von Georgsmarienhütte im Landkreis Osnabrück, als Tischlerei gegründet. 50 Jahre später zählt das Familienunternehmen 300 Beschäftigte. Die „Sesam-Bar“ entwickelt sich ab 1950er Jahren mit einer halben Million verkaufter Exemplare zu einem Bestseller des Unternehmens. Sie ist ein kompakter Fernseh-Eckschrank mit Schiebetür, hinter der sich ein Bücherregal sowie eine Minibar auf der anderen Seite einer Drehscheibe verbergen. Wagonweise verlässt das Möbelstück die Oeseder Möbel-Industrie. Seit den 1990er Jahren konzentriert sich das Unternehmen ausschließlich auf die Fertigung moderner Schlafzimmer. Das Schlafzimmer-Set „Luxor“ für die Mittelklasse mit raumsparenden Kombinationsmöglichkeiten samt Bettbrücke entwickelt sich zum Kassenschlager der Neuzeit. Inzwischen ist die Nachfrage nach Sets bestehend aus Bett, Schrank und Nachttisch deutlich zurückgegangen. „Der Trend geht eindeutig zu Einzelprodukten“, sagt Markus Wiemann, der die Geschäftsführung Ende 2004 als vierte Generation in der Geschichte des Familienunternehmens übernommen hat. Heute schaffe es das Unternehmen, sich als einer der großen deutschen Schlafzimmerhersteller am Markt zu behaupten. „Wenngleich das Marktumfeld hier in Deutschland aufgrund der Handelskonzentrationen nicht gerade angenehmer wird“, merkt Wiemann an und folgert, dass es in Zukunft immer schwieriger werde, gesund zu wirtschaften. „Wir müssen dem Handel die Möglichkeit geben, positive Deckungsbeiträge zu generieren. Aber wir müssen auch unsererseits positive Deckungsbeiträge erzielen, sonst können wir nicht langfristig als gesunder Partner am Markt bestehen und uns auch mit Zukunftsthemen beschäftigen.“
Zu den Zukunftsthemen zählt Wiemann die weitere Automatisierung der Produktion, aber auch technische Innovationen im Möbeldesign. Letztgenannte hätten im Schlafzimmer eine geringere Akzeptanz als in der Küche oder im Wohnzimmer – sowohl beim Endkunden als auch im Möbelhandel. „Wir können schöne Sachen und pfiffige Lösungen entwickeln von selbstöffnenden Türen an Schränken bis hin zu stimmungsvollen Beleuchtungselementen an der Nachtkonsole, aber der Handel ist kaum bereit, den Mehrwert an den Kunden weiterzugeben“, bedauert der Geschäftsführer. Immerhin die eigene Produktion hat Wiemann in den zurückliegenden Jahren umfangreich für die Zukunft gewappnet. „Wir haben einen gesunden Mix aus Automatisierung und manuellem Beiwerk – vom Eingang der Bestellung bis zur Auslieferung und Montage. Denn bei allen vorhandenen Möglichkeiten der Digitalisierung sind es dennoch Menschen, die miteinander Geschäfte machen.“
Der stationäre Möbelhandel ist hierzulande der Hauptkunde der Oeseder Möbel-Industrie und ein Partner, der laut Wiemann immer weiter konsolidiert. Immerhin ein Drittel setzt das Unternehmen bereits im Ausland um, wobei auch dort Länder wie Österreich bereits sehr verkettete Strukturen weniger großer Händler aufweisen würden. „Es gibt wenige Märkte, die so oligopolistisch geregelt sind wie der deutsche und österreichische. Perspektivisch ist ein höherer Exportanteil für uns sicherlich ein probates Mittel, um weiter erfolgreich zu wirtschaften“, so der Unternehmer. Gerade der asiatische Markt könne auf Sicht sehr attraktiv werden. Noch sind es jedoch Deutschland und seine Nachbarländer, in denen die Oeseder Möbel-Industrie und ihre 365 Mitarbeiter den Großteil ihres Umsatzes erzielen. Insgesamt liefert Wiemann täglich mehr als 450 Schlafzimmer aus. Diese sind in mehr als 25 Ländern erhältlich und können auch auf vielen internationalen Messen angeschaut und geordert werden. „Das Herkunftssiegel ‚Made in Germany‘ ist gerade im Ausland gefragt und damit sehr wichtig für unsere zukünftige Ausrichtung. Es steht für Qualität und Zuverlässigkeit – und das nicht nur bei den Produkten, sondern auch in der gesamten Abwicklung und Logistik“, weiß Wiemann. In einigen Ländern, wie Indien oder China, in denen sich zurzeit erst die Mittelklasse herausbilde, werde die Marke sogar häufig im Premiumsegment angesiedelt. Hierzulande seien die typischen Zweiteinrichter mittleren Alters die Zielgruppe, für die mehr als 150 verschiedene Produktserien für das Schlafzimmer entwickelt wurden. „Wir möchten den Produktbereich Schlafzimmer auch in Zukunft als unabhängiges Familienunternehmen anbieten. Und wenn wir es schaffen, die nächsten 20 Jahre weiter erfolgreich zu wirtschaften, dann hat auch die nächste Generation der Familie ein Alter erreicht, in dem man sich über die Unternehmensnachfolge Gedanken machen kann“, schließt der Geschäftsführer. VDM/FT
Bild 1: Seit 2004 ist Markus Wiemann Geschäftsführer der Oeseder Möbel-Industrie. Foto: VDM
Bild 2: Die Oeseder Möbel-Industrie aus der Luft. Foto: VDM/Wiemann
Bild 3: Die Sesam-Bar wurde Mitte des 20. Jahrhunderts eine halbe Million Mal verkauft. Foto: VDM/Wiemann
Bild 4: Teilmassives Schlafzimmer mit modernen LED-Elementen. Foto: VDM/Wiemann
Bild 5: 450 Schlafzimmer pro Tag verlassen das Werk von Wiemann. Foto: VDM/Wiemann
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„Made in Germany“ und ein gesunder Mix aus Automatisierung und Handwerk als Erfolgsgrundlage
Moderne Schlafzimmerfertigung der Oeseder Möbel-Industrie
01.08.2018Markus Wiemann: „Der Möbelhandel in Deutschland konsolidiert weiter.“
Georgsmarienhütte. Stillstand hat es in der Oeseder Möbel-Industrie in den letzten 118 Jahren nie gegeben. Das Unternehmen ist vom kleinen Handwerksbetrieb zum großen Industrieunternehmen aufgestiegen. Mit hoher Flexibilität gelingt es, die individuellen Wünsche der unterschiedlichsten internationalen Endverbraucher schnell und gezielt umzusetzen. Der Schlafzimmerhersteller bewegt sich dabei in einem engen Marktumfeld, dessen Zukunftsaussichten gerade vom hiesigen Möbelhandel mitbestimmt werden: „Die Innovationsfähigkeit der Branche hat noch keine volle Entfaltungskraft entwickeln dürfen. Es fehlt teilweise die Bereitschaft des Handels, unsere Innovationen mitzutragen“, sagt Geschäftsführer Markus Wiemann.
Die Oeseder Möbel-Industrie wird im Jahr 1900 von Mathias Wiemann im 15 Quadratmeter großen Kellerraum einer Gastwirtschaft in Oesede, einem Stadtteil von Georgsmarienhütte im Landkreis Osnabrück, als Tischlerei gegründet. 50 Jahre später zählt das Familienunternehmen 300 Beschäftigte. Die „Sesam-Bar“ entwickelt sich ab 1950er Jahren mit einer halben Million verkaufter Exemplare zu einem Bestseller des Unternehmens. Sie ist ein kompakter Fernseh-Eckschrank mit Schiebetür, hinter der sich ein Bücherregal sowie eine Minibar auf der anderen Seite einer Drehscheibe verbergen. Wagonweise verlässt das Möbelstück die Oeseder Möbel-Industrie. Seit den 1990er Jahren konzentriert sich das Unternehmen ausschließlich auf die Fertigung moderner Schlafzimmer. Das Schlafzimmer-Set „Luxor“ für die Mittelklasse mit raumsparenden Kombinationsmöglichkeiten samt Bettbrücke entwickelt sich zum Kassenschlager der Neuzeit. Inzwischen ist die Nachfrage nach Sets bestehend aus Bett, Schrank und Nachttisch deutlich zurückgegangen. „Der Trend geht eindeutig zu Einzelprodukten“, sagt Markus Wiemann, der die Geschäftsführung Ende 2004 als vierte Generation in der Geschichte des Familienunternehmens übernommen hat. Heute schaffe es das Unternehmen, sich als einer der großen deutschen Schlafzimmerhersteller am Markt zu behaupten. „Wenngleich das Marktumfeld hier in Deutschland aufgrund der Handelskonzentrationen nicht gerade angenehmer wird“, merkt Wiemann an und folgert, dass es in Zukunft immer schwieriger werde, gesund zu wirtschaften. „Wir müssen dem Handel die Möglichkeit geben, positive Deckungsbeiträge zu generieren. Aber wir müssen auch unsererseits positive Deckungsbeiträge erzielen, sonst können wir nicht langfristig als gesunder Partner am Markt bestehen und uns auch mit Zukunftsthemen beschäftigen.“
Zu den Zukunftsthemen zählt Wiemann die weitere Automatisierung der Produktion, aber auch technische Innovationen im Möbeldesign. Letztgenannte hätten im Schlafzimmer eine geringere Akzeptanz als in der Küche oder im Wohnzimmer – sowohl beim Endkunden als auch im Möbelhandel. „Wir können schöne Sachen und pfiffige Lösungen entwickeln von selbstöffnenden Türen an Schränken bis hin zu stimmungsvollen Beleuchtungselementen an der Nachtkonsole, aber der Handel ist kaum bereit, den Mehrwert an den Kunden weiterzugeben“, bedauert der Geschäftsführer. Immerhin die eigene Produktion hat Wiemann in den zurückliegenden Jahren umfangreich für die Zukunft gewappnet. „Wir haben einen gesunden Mix aus Automatisierung und manuellem Beiwerk – vom Eingang der Bestellung bis zur Auslieferung und Montage. Denn bei allen vorhandenen Möglichkeiten der Digitalisierung sind es dennoch Menschen, die miteinander Geschäfte machen.“
Der stationäre Möbelhandel ist hierzulande der Hauptkunde der Oeseder Möbel-Industrie und ein Partner, der laut Wiemann immer weiter konsolidiert. Immerhin ein Drittel setzt das Unternehmen bereits im Ausland um, wobei auch dort Länder wie Österreich bereits sehr verkettete Strukturen weniger großer Händler aufweisen würden. „Es gibt wenige Märkte, die so oligopolistisch geregelt sind wie der deutsche und österreichische. Perspektivisch ist ein höherer Exportanteil für uns sicherlich ein probates Mittel, um weiter erfolgreich zu wirtschaften“, so der Unternehmer. Gerade der asiatische Markt könne auf Sicht sehr attraktiv werden. Noch sind es jedoch Deutschland und seine Nachbarländer, in denen die Oeseder Möbel-Industrie und ihre 365 Mitarbeiter den Großteil ihres Umsatzes erzielen. Insgesamt liefert Wiemann täglich mehr als 450 Schlafzimmer aus. Diese sind in mehr als 25 Ländern erhältlich und können auch auf vielen internationalen Messen angeschaut und geordert werden. „Das Herkunftssiegel ‚Made in Germany‘ ist gerade im Ausland gefragt und damit sehr wichtig für unsere zukünftige Ausrichtung. Es steht für Qualität und Zuverlässigkeit – und das nicht nur bei den Produkten, sondern auch in der gesamten Abwicklung und Logistik“, weiß Wiemann. In einigen Ländern, wie Indien oder China, in denen sich zurzeit erst die Mittelklasse herausbilde, werde die Marke sogar häufig im Premiumsegment angesiedelt. Hierzulande seien die typischen Zweiteinrichter mittleren Alters die Zielgruppe, für die mehr als 150 verschiedene Produktserien für das Schlafzimmer entwickelt wurden. „Wir möchten den Produktbereich Schlafzimmer auch in Zukunft als unabhängiges Familienunternehmen anbieten. Und wenn wir es schaffen, die nächsten 20 Jahre weiter erfolgreich zu wirtschaften, dann hat auch die nächste Generation der Familie ein Alter erreicht, in dem man sich über die Unternehmensnachfolge Gedanken machen kann“, schließt der Geschäftsführer. VDM/FT
Bild 1: Seit 2004 ist Markus Wiemann Geschäftsführer der Oeseder Möbel-Industrie. Foto: VDM
Bild 2: Die Oeseder Möbel-Industrie aus der Luft. Foto: VDM/Wiemann
Bild 3: Die Sesam-Bar wurde Mitte des 20. Jahrhunderts eine halbe Million Mal verkauft. Foto: VDM/Wiemann
Bild 4: Teilmassives Schlafzimmer mit modernen LED-Elementen. Foto: VDM/Wiemann
Bild 5: 450 Schlafzimmer pro Tag verlassen das Werk von Wiemann. Foto: VDM/Wiemann
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Flutgraben 2
53604 Bad Honnef
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