Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM)
Ursula Geismann
Pressesprecherin und Trendanalystin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie e.V.
anlÀsslich der heute beginnenden imm cologne 2016:
Gute Stimmung in der Möbelindustrie
Das Jahr 2015 war ein gutes Jahr fĂŒr die deutsche Möbelindustrie. Die Exportquote konnte deutlich anziehen und der Inlandsmarkt konnte um rund 3 Prozent wachsen. Bei Möbeln âMade in Germanyâ punkten gutes Design, hohe QualitĂ€t, eine enorme Variantenvielfalt, aber auch die tugendhafte LieferzuverlĂ€ssigkeit unserer deutschen Hersteller. Hinzu kommen die technische High-End-QualitĂ€t des Möbels, eine buchstĂ€bliche Rund-Um-Sicherheit, wie die Nutzung ausschlieĂlich legaler Rohstoffe, die mit den Materialien verbundene garantierte Wohngesundheit, die hohen ökologischen AnsprĂŒche, die fairen Arbeitsbedingungen im Design- und Produktionsprozess und beim Partner Handel eine gute ServicequalitĂ€t und ggf. reibungslose Reklamationsbearbeitung. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass 40 Prozent der in Deutschland verkauften Möbel aus deutscher Produktion stammen. Deutschland hat 7 Prozent Anteil an der weltweiten Möbelproduktion und ist damit nach China, den USA und Italien an vierter Stelle. Eine beachtliche Position, die es zu verteidigen gilt. Einmal als Produktionsstandort fĂŒr Möbel, dann aber auch fĂŒr die Garantie der oben aufgezĂ€hlten Faktoren. SchlieĂlich gilt als zukunftstrĂ€chtig, wer MarktfĂ€higkeit signalisiert. Die deutsche Möbelindustrie blickt optimistisch in die Zukunft. Weltweite Handelsströme nehmen weiter zu, und das deutsche Möbel mit seinem guten Image wird seinen Stellenwert ausbauen können. Dieser Ausbau wird nicht nur im absolut hochwertigen Preisbereich stattfinden. Wir können nĂ€mlich lĂ€ngst auch in der Mitte des Marktes mithalten. Unser Partner, der Möbelhandel, wird durch attraktive Inszenierungen die Lust am Einkauf weiter anheizen und findet dabei viel UnterstĂŒtzung bei den Ausstellern der imm cologne, die starke Gesamtkonzepte prĂ€sentieren.
Megatrends durchdringen das Wohnen
Unser Leben wird von grundlegenden gesellschaftlichen EinflĂŒssen geprĂ€gt. Zur Beschreibung dieser epochalen und weltumschlieĂenden KrĂ€fte dienen âMegatrendsâ. Megatrends sind die offensichtlichen aber auch die unbemerkten Tiefenströmungen von Gesellschaften, die in unterschiedlichem MaĂe stattfinden. Megatrends können mehrere Jahrzehnte aktuell sein, denn sie beschreiben PhĂ€nomene langfristig und dauerhaft. Somit unterscheiden sie sich deutlich von Trends, Moden und einem kurzfristigen Hype. Die gegenwĂ€rtigen Megatrends sind KonnektivitĂ€t, Female shift, Silver Society, MobilitĂ€t, Neo-Ăkologie, Gesundheit, New Work, Urbanisierung, Individualisierung, Globalisierung und Neues Lernen.
Sie alle bestimmen die AnsprĂŒche an das Wohnen und die Auswirkungen auf das Produkt Möbel. Alles in allem sind Megatrends Ausdruck des menschlichen BedĂŒrfnisses, die Welt zu ordnen, ihre KomplexitĂ€t zu reduzieren und eben die Zukunft berechenbar zu machen. âWie Menschen denken und leben, so bauen und wohnen sieâ, wusste schon Johann Gottfried von Herder vor rund 200 Jahren.
Zugespitzt lassen sich aus der Megatrendforschung und der im Vorfeld der imm cologne 2016 durchgefĂŒhrten VDM-Ausstellerbefragung folgende wichtige Trends und Tendenzen im Möbel- und Einrichtungsangebot der neuen Saison 2016 ableiten:
Wir werden auf kleinerem Raum wohnen.
Die Landflucht ist ungebrochen und die hohen Mieten der GroĂstĂ€dte drĂ€ngen uns in kleinere Wohnungen. Der ehemals öffentliche Raum der Stadt wird dabei privater. Möbel werden noch einmal multifunktionaler und kleiner.
Wir werden âgesĂŒnderâ Wohnen.
Schon heute bevorzugen die Menschen ökologische Materialien. Die SensibilitĂ€t fĂŒr Umwelt und Gesundheit wĂ€chst. Unsere Heizungen und Leuchten werden energieeffizienter und unsere Möbel erleben einen Schub Richtung gesunder Bequemlichkeit, ergonomisch optimiert. Höhenverstellbare KĂŒchentheken, Schreibtische und Betten werden verstĂ€rkt kommen, ebenso wie Wellness-Apps, die uns zu sportlichen AktivitĂ€ten im eigenen Zuhause motivieren. Mit dem Smart Phone ĂŒberprĂŒfen wir unsere Lebensmittel und bauen selbst â urban gardening â Kartoffeln an.
Frauen verÀndern den Grundriss von Wohnungen.
Beim Wohnen wird sich im Neubau der offen gestaltete Grundriss weiter durchsetzen. Hier verschmelzen KĂŒche, Essbereich und Wohnzimmer zu einer rĂ€umlichen Einheit. Nicht zuletzt, weil die âHausfrauâ nicht mehr hinter verschlossener TĂŒr in der KĂŒche kocht. Viele neue Möbel sind auĂerdem material-leicht und handlicher zu bewegen. Selbst die MultifunktionalitĂ€t zum Beispiel eines Sofas, welches von der Liegewiese zum Sitzmöbel umgewandelt werden kann, ist auch dem Anspruch von Frauen zu verdanken, die unterschiedliche Nutzungseigenschaften von Möbeln heute und in Zukunft erwarten. Ihre eigene dynamische FlexibilitĂ€t innerhalb der Wohnung braucht ihr Pendant im Möbel. Die Verbannung des Kleiderschrankes aus dem Schlafzimmer ist ebenfalls Frauen zuzuschreiben. Das Monstrum gehört dort nicht hin und bietet auĂerdem als begehbarer Kleiderschrank mehr Stauraum und Ăbersicht.
ZukĂŒnftige Möbel haben Nostalgiecharakter.
Aktuelle MöbelentwĂŒrfe sind schlicht und sehr auf ihre Funktion reduziert. Solche Möbel und Accessoires erinnern optisch an vergangene Zeiten. Nostalgie ist heute und in Zukunft deshalb so beliebt, weil sie groĂe Sicherheit gibt. Die EntwĂŒrfe geben uns Halt und vor allem Zeitbezug. Das genau in einer Zeit, in der sich alles und jeder stĂ€ndig selbst ĂŒberholt, in der die Beschleunigung des Alltags zu nerven beginnt. An die Retrospektive angelehntes Design hat immer dann Konjunktur, wenn Unsicherheiten zunehmen. Denn Retro-Design nimmt uns die Angst vor Geschwindigkeit, ist verlĂ€sslich wie ein guter alter Freund. Ob Gartenmöbel, Betten, SchrĂ€nke oder Sessel: In allen Möbelbereichen sind alt-bekannte EntwurfsqualitĂ€ten wiederzufinden. Vielleicht will auch kein neuer Stil so recht in die Gegenwart passen. Das sogenannte Mid-Century-Design, EntwĂŒrfe von ca. 1940 bis 1960, ist in der kommenden Saison am gefragtesten.
Dieser Mid-Century-Charakter hat auch Auswirkungen auf das generelle Volumen von Möbeln. In der aktuellen Saison sind Möbel nĂ€mlich tendenziell kleiner als in frĂŒheren Jahren. Material wird trotz gleichbleibender Funktionen eingespart, so wie in den sparsameren Zeiten des vergangenen Jahrhunderts.
Outdoor-Homing und das Wohnzimmer unter freiem Himmel.
Der Lebensraum Garten, Balkon und Terrasse wird wichtiger. Unsere Investitionen in unseren âRaum unter freiem Himmelâ werden weiter steigen. Das GefĂŒhl von Entspannung und Urlaub wird als WohlfĂŒhlfaktor auf den eigenen Balkon geholt. Outdoormöbel sehen aus wie Indoormöbel und der GemĂŒtlichkeit sind auch drauĂen keine Grenzen mehr gesetzt. Neben den Möbeln sind es unzĂ€hlige Outdoor-Accessoires, wie Teppiche, Leuchten, die schnell ein Urlaubsfeeling auf dem eigenen Balkon aufkommen lassen.
Bad und KĂŒche werden Zwillinge.
Dadurch, dass sich die Funktionsbereiche des Wohnens immer mehr entgrenzen und miteinander verschmelzen, wird das Wohnen generell wohnlicher. Der einstige Hygiene-Raum Badezimmer wird ebenso heimelig und gemĂŒtlich, wie auch der Funktionsraum KĂŒche einen vor allem behaglichen Charakter bekommt. Waschtisch oder SpĂŒlstein, elegante und glatte Möbelfronten, Materialkombinationen aus Holz, Glas und Stein, das alles bei sehr funktionaler LED-Beleuchtung, und so zeigt sich heute eine Ă€sthetische AnnĂ€herung der Möbelelemente fĂŒr diese einst deutlich unterschiedlichen Bereiche. Auch der HolzfuĂboden ist inzwischen im Bad möglich.
Im Neubau schrumpfen Kinderzimmer.
Gleichzeitig wachsen der begehbare Kleiderschrank und das inzwischen zur Wellness-Oase gewordene Badezimmer. Kinderzimmer werden in eine Lernzone und eine Ruhezone klar definiert eingeteilt. DafĂŒr sind smarte, mitwachsende, individuelle und schicke Kindermöbel angesagt.
Im textilen Bereich punkten Kombinationsfreude und Stilbruch.
GefĂŒttert vom Megatrend Individualisierung wird das Wohnen vor allem im textilen Bereich noch einmal deutlich bunter. Hinzu kommen immer mehr mutige Endkunden, die Farben und Dessins frei miteinander kombinieren. Streifen, florale Stoffe, abstrakte Grafik, das Thema Farben und Muster bei Bezugsstoffen ist sehr vielfĂ€ltig. Auch das Ornament bleibt als opulentes Dessin ein beliebtes Thema. Bei allen Stoffen spielt das haptische Erleben nach wie vor eine groĂe Rolle. Moderne Bezugsstoffe können sehr glatt, weich oder reliefartig sein und das alles auch zusammen. Die Auswahl quer durch alle angebotenen Stil-Genres fĂŒhrt unweigerlich zu einem Stilbruch. Dieser ist den Menschen aber willkommen, da sie damit ihre Einzigartigkeit zum Ausdruck bringen können.
Mehr als Frontenkosmetik.
OberflĂ€chen von sogenannten Kastenmöbeln werden interessanter. Sei es bei Elementen von WohnwĂ€nden, bei KleiderschrĂ€nken, Sideboards, Kommoden oder anderen SchrĂ€nkchen, ĂŒberall finden sich attraktive Fronten, die beispielsweise Muster, 3-D Elemente oder Strukturen aufweisen. Bis hin zu handgefertigten Schnitzereien ist in der neuen Front alles erlaubt.
Das Sitzen wird bequemer!
Heute bleiben die Menschen auch nach dem Essen am Esstisch sitzen und ziehen nicht wie frĂŒher ins Wohnzimmer um. Die Möbelindustrie zeigt daher besonders viele und individuell zusammenstellbare Esssessel. Ob Leder oder Stoff, die neue Esssesselgeneration besticht durch Komfort und Bequemlichkeit. Angelehnt an die dynamische Ergonomie der BĂŒroarbeitsstĂŒhle vergeht ein Abend bei Freunden wie im Flug. StĂŒhle 2016 haben oft Lounge-Charakter, sind filigran, leicht zu transportieren und erinnern auch an die zierlichen EntwĂŒrfe der 1960er Jahre.
AuffÀllig: Zwei Trends bei Tischen!
Erstens der steigende Anteil von Massivholz und zweitens neue Lösungen fĂŒr Tischbeine. Massivholztischplatten werden vor allem in Eiche und Nussbaum angeboten und nun aber auch gerne mit bunt lasierten Tischbeinen oder Metallgestellen kombiniert. Massivholz muss also nicht mehr naturbelassen und holzfarben sein. Die Natursehnsucht erfĂ€hrt eine Neuinterpretation mit Hilfe von Farben. Bei den Tischbeinen sind den Designern neuartige Lösungen eingefallen. Beispielsweise gibt es Tischbeine, die sich ĂŒberkreuzen oder solche, die krumm aussehen, natĂŒrlich ohne an StabilitĂ€t zu verlieren.
Regal ist nicht gleich Regal.
Auf der imm cologne 2016 erwartet uns eine enorme Vielfalt von frei zusammenstellbaren Regalmodulen, die teilweise sogar ohne jegliches Werkzeug zusammengebaut, auf jede BedĂŒrfnislage und Wohnsituation angepasst werden können. Egal, ob man im Altbau mit hohen Decken oder im 2,50 cm hohen Neubau wohnt, egal ob man eine DachschrĂ€ge hat oder die Module als Sideboard fĂŒr den Flachbildschirm einsetzen will. Regalmodule sind flexibel, leicht, erweiterbar. Und UmzĂŒge sind mit kleinen Modulen komfortabel und unkompliziert. Die Nachfrage ĂŒbrigens ist trotz E-Book ungebrochen hoch.
Design wird internationaler.
Da Design in jeder Zeit Ikonen produzieren kann, ist es folglich mit dem Zeitgeist eng verknĂŒpft. AktualitĂ€t, ModernitĂ€t und Neuheit werden im Entwurf vereint. Ein typisch deutsches Design gibt es dabei heute nicht mehr. Es gab den Biedermeier-, den Jugend- und den GrĂŒnderzeitstil mit seiner charakteristischen Formensprache, dann die Bauhaus-Schule mit ihrer sachlichen Interpretation von Design. Heute ist Design international. Man kann hinterher immer sehen, aus welcher Epoche ein MöbelstĂŒck ist, nicht aber, aus welchem Land es stammt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts machte man dafĂŒr die Internationalisierung durch eine sogenannte kulturelle Kolonisierung verantwortlich. 150 Jahre spĂ€ter die Globalisierung, weil die Möbel weltweit eine globalere Formensprache annehmen, die sich vor allem im urbanen Raum durch die sich anpassenden Wohngewohnheiten ergibt. Design will immer nur das Eine: Gefallen! Egal woher es stammt.
Die Menschen lieben das Wohnen. So blicken unsere Branchen 2016 positiv optimistisch in die Zukunft. Die heute öffnende imm cologne 2016 gibt unseren Besuchern den besten Ăberblick der neuesten Wohn-, Möbel- und Einrichtungsideen. Freuen wir uns darauf.
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imm cologne: Presse-Information des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie zu den aktuellen Trends
18.01.2016
Individuelle Kombinationsfreude erobert Wohnwelt
Regalmodule sind trotz e-book im Kommen
Megatrends durchdringen das Wohnen
Mid-Century-Stil hat Hochkonjunktur
Design will immer nur das Eine
Gute Stimmung in der Möbelindustrie
Das Jahr 2015 war ein gutes Jahr fĂŒr die deutsche Möbelindustrie. Die Exportquote konnte deutlich anziehen und der Inlandsmarkt konnte um rund 3 Prozent wachsen. Bei Möbeln âMade in Germanyâ punkten gutes Design, hohe QualitĂ€t, eine enorme Variantenvielfalt, aber auch die tugendhafte LieferzuverlĂ€ssigkeit unserer deutschen Hersteller. Hinzu kommen die technische High-End-QualitĂ€t des Möbels, eine buchstĂ€bliche Rund-Um-Sicherheit, wie die Nutzung ausschlieĂlich legaler Rohstoffe, die mit den Materialien verbundene garantierte Wohngesundheit, die hohen ökologischen AnsprĂŒche, die fairen Arbeitsbedingungen im Design- und Produktionsprozess und beim Partner Handel eine gute ServicequalitĂ€t und ggf. reibungslose Reklamationsbearbeitung. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass 40 Prozent der in Deutschland verkauften Möbel aus deutscher Produktion stammen. Deutschland hat 7 Prozent Anteil an der weltweiten Möbelproduktion und ist damit nach China, den USA und Italien an vierter Stelle. Eine beachtliche Position, die es zu verteidigen gilt. Einmal als Produktionsstandort fĂŒr Möbel, dann aber auch fĂŒr die Garantie der oben aufgezĂ€hlten Faktoren. SchlieĂlich gilt als zukunftstrĂ€chtig, wer MarktfĂ€higkeit signalisiert. Die deutsche Möbelindustrie blickt optimistisch in die Zukunft. Weltweite Handelsströme nehmen weiter zu, und das deutsche Möbel mit seinem guten Image wird seinen Stellenwert ausbauen können. Dieser Ausbau wird nicht nur im absolut hochwertigen Preisbereich stattfinden. Wir können nĂ€mlich lĂ€ngst auch in der Mitte des Marktes mithalten. Unser Partner, der Möbelhandel, wird durch attraktive Inszenierungen die Lust am Einkauf weiter anheizen und findet dabei viel UnterstĂŒtzung bei den Ausstellern der imm cologne, die starke Gesamtkonzepte prĂ€sentieren.
Megatrends durchdringen das Wohnen
Unser Leben wird von grundlegenden gesellschaftlichen EinflĂŒssen geprĂ€gt. Zur Beschreibung dieser epochalen und weltumschlieĂenden KrĂ€fte dienen âMegatrendsâ. Megatrends sind die offensichtlichen aber auch die unbemerkten Tiefenströmungen von Gesellschaften, die in unterschiedlichem MaĂe stattfinden. Megatrends können mehrere Jahrzehnte aktuell sein, denn sie beschreiben PhĂ€nomene langfristig und dauerhaft. Somit unterscheiden sie sich deutlich von Trends, Moden und einem kurzfristigen Hype. Die gegenwĂ€rtigen Megatrends sind KonnektivitĂ€t, Female shift, Silver Society, MobilitĂ€t, Neo-Ăkologie, Gesundheit, New Work, Urbanisierung, Individualisierung, Globalisierung und Neues Lernen.
Sie alle bestimmen die AnsprĂŒche an das Wohnen und die Auswirkungen auf das Produkt Möbel. Alles in allem sind Megatrends Ausdruck des menschlichen BedĂŒrfnisses, die Welt zu ordnen, ihre KomplexitĂ€t zu reduzieren und eben die Zukunft berechenbar zu machen. âWie Menschen denken und leben, so bauen und wohnen sieâ, wusste schon Johann Gottfried von Herder vor rund 200 Jahren.
Zugespitzt lassen sich aus der Megatrendforschung und der im Vorfeld der imm cologne 2016 durchgefĂŒhrten VDM-Ausstellerbefragung folgende wichtige Trends und Tendenzen im Möbel- und Einrichtungsangebot der neuen Saison 2016 ableiten:
Wir werden auf kleinerem Raum wohnen.
Die Landflucht ist ungebrochen und die hohen Mieten der GroĂstĂ€dte drĂ€ngen uns in kleinere Wohnungen. Der ehemals öffentliche Raum der Stadt wird dabei privater. Möbel werden noch einmal multifunktionaler und kleiner.
Wir werden âgesĂŒnderâ Wohnen.
Schon heute bevorzugen die Menschen ökologische Materialien. Die SensibilitĂ€t fĂŒr Umwelt und Gesundheit wĂ€chst. Unsere Heizungen und Leuchten werden energieeffizienter und unsere Möbel erleben einen Schub Richtung gesunder Bequemlichkeit, ergonomisch optimiert. Höhenverstellbare KĂŒchentheken, Schreibtische und Betten werden verstĂ€rkt kommen, ebenso wie Wellness-Apps, die uns zu sportlichen AktivitĂ€ten im eigenen Zuhause motivieren. Mit dem Smart Phone ĂŒberprĂŒfen wir unsere Lebensmittel und bauen selbst â urban gardening â Kartoffeln an.
Frauen verÀndern den Grundriss von Wohnungen.
Beim Wohnen wird sich im Neubau der offen gestaltete Grundriss weiter durchsetzen. Hier verschmelzen KĂŒche, Essbereich und Wohnzimmer zu einer rĂ€umlichen Einheit. Nicht zuletzt, weil die âHausfrauâ nicht mehr hinter verschlossener TĂŒr in der KĂŒche kocht. Viele neue Möbel sind auĂerdem material-leicht und handlicher zu bewegen. Selbst die MultifunktionalitĂ€t zum Beispiel eines Sofas, welches von der Liegewiese zum Sitzmöbel umgewandelt werden kann, ist auch dem Anspruch von Frauen zu verdanken, die unterschiedliche Nutzungseigenschaften von Möbeln heute und in Zukunft erwarten. Ihre eigene dynamische FlexibilitĂ€t innerhalb der Wohnung braucht ihr Pendant im Möbel. Die Verbannung des Kleiderschrankes aus dem Schlafzimmer ist ebenfalls Frauen zuzuschreiben. Das Monstrum gehört dort nicht hin und bietet auĂerdem als begehbarer Kleiderschrank mehr Stauraum und Ăbersicht.
ZukĂŒnftige Möbel haben Nostalgiecharakter.
Aktuelle MöbelentwĂŒrfe sind schlicht und sehr auf ihre Funktion reduziert. Solche Möbel und Accessoires erinnern optisch an vergangene Zeiten. Nostalgie ist heute und in Zukunft deshalb so beliebt, weil sie groĂe Sicherheit gibt. Die EntwĂŒrfe geben uns Halt und vor allem Zeitbezug. Das genau in einer Zeit, in der sich alles und jeder stĂ€ndig selbst ĂŒberholt, in der die Beschleunigung des Alltags zu nerven beginnt. An die Retrospektive angelehntes Design hat immer dann Konjunktur, wenn Unsicherheiten zunehmen. Denn Retro-Design nimmt uns die Angst vor Geschwindigkeit, ist verlĂ€sslich wie ein guter alter Freund. Ob Gartenmöbel, Betten, SchrĂ€nke oder Sessel: In allen Möbelbereichen sind alt-bekannte EntwurfsqualitĂ€ten wiederzufinden. Vielleicht will auch kein neuer Stil so recht in die Gegenwart passen. Das sogenannte Mid-Century-Design, EntwĂŒrfe von ca. 1940 bis 1960, ist in der kommenden Saison am gefragtesten.
Dieser Mid-Century-Charakter hat auch Auswirkungen auf das generelle Volumen von Möbeln. In der aktuellen Saison sind Möbel nĂ€mlich tendenziell kleiner als in frĂŒheren Jahren. Material wird trotz gleichbleibender Funktionen eingespart, so wie in den sparsameren Zeiten des vergangenen Jahrhunderts.
Outdoor-Homing und das Wohnzimmer unter freiem Himmel.
Der Lebensraum Garten, Balkon und Terrasse wird wichtiger. Unsere Investitionen in unseren âRaum unter freiem Himmelâ werden weiter steigen. Das GefĂŒhl von Entspannung und Urlaub wird als WohlfĂŒhlfaktor auf den eigenen Balkon geholt. Outdoormöbel sehen aus wie Indoormöbel und der GemĂŒtlichkeit sind auch drauĂen keine Grenzen mehr gesetzt. Neben den Möbeln sind es unzĂ€hlige Outdoor-Accessoires, wie Teppiche, Leuchten, die schnell ein Urlaubsfeeling auf dem eigenen Balkon aufkommen lassen.
Bad und KĂŒche werden Zwillinge.
Dadurch, dass sich die Funktionsbereiche des Wohnens immer mehr entgrenzen und miteinander verschmelzen, wird das Wohnen generell wohnlicher. Der einstige Hygiene-Raum Badezimmer wird ebenso heimelig und gemĂŒtlich, wie auch der Funktionsraum KĂŒche einen vor allem behaglichen Charakter bekommt. Waschtisch oder SpĂŒlstein, elegante und glatte Möbelfronten, Materialkombinationen aus Holz, Glas und Stein, das alles bei sehr funktionaler LED-Beleuchtung, und so zeigt sich heute eine Ă€sthetische AnnĂ€herung der Möbelelemente fĂŒr diese einst deutlich unterschiedlichen Bereiche. Auch der HolzfuĂboden ist inzwischen im Bad möglich.
Im Neubau schrumpfen Kinderzimmer.
Gleichzeitig wachsen der begehbare Kleiderschrank und das inzwischen zur Wellness-Oase gewordene Badezimmer. Kinderzimmer werden in eine Lernzone und eine Ruhezone klar definiert eingeteilt. DafĂŒr sind smarte, mitwachsende, individuelle und schicke Kindermöbel angesagt.
Im textilen Bereich punkten Kombinationsfreude und Stilbruch.
GefĂŒttert vom Megatrend Individualisierung wird das Wohnen vor allem im textilen Bereich noch einmal deutlich bunter. Hinzu kommen immer mehr mutige Endkunden, die Farben und Dessins frei miteinander kombinieren. Streifen, florale Stoffe, abstrakte Grafik, das Thema Farben und Muster bei Bezugsstoffen ist sehr vielfĂ€ltig. Auch das Ornament bleibt als opulentes Dessin ein beliebtes Thema. Bei allen Stoffen spielt das haptische Erleben nach wie vor eine groĂe Rolle. Moderne Bezugsstoffe können sehr glatt, weich oder reliefartig sein und das alles auch zusammen. Die Auswahl quer durch alle angebotenen Stil-Genres fĂŒhrt unweigerlich zu einem Stilbruch. Dieser ist den Menschen aber willkommen, da sie damit ihre Einzigartigkeit zum Ausdruck bringen können.
Mehr als Frontenkosmetik.
OberflĂ€chen von sogenannten Kastenmöbeln werden interessanter. Sei es bei Elementen von WohnwĂ€nden, bei KleiderschrĂ€nken, Sideboards, Kommoden oder anderen SchrĂ€nkchen, ĂŒberall finden sich attraktive Fronten, die beispielsweise Muster, 3-D Elemente oder Strukturen aufweisen. Bis hin zu handgefertigten Schnitzereien ist in der neuen Front alles erlaubt.
Das Sitzen wird bequemer!
Heute bleiben die Menschen auch nach dem Essen am Esstisch sitzen und ziehen nicht wie frĂŒher ins Wohnzimmer um. Die Möbelindustrie zeigt daher besonders viele und individuell zusammenstellbare Esssessel. Ob Leder oder Stoff, die neue Esssesselgeneration besticht durch Komfort und Bequemlichkeit. Angelehnt an die dynamische Ergonomie der BĂŒroarbeitsstĂŒhle vergeht ein Abend bei Freunden wie im Flug. StĂŒhle 2016 haben oft Lounge-Charakter, sind filigran, leicht zu transportieren und erinnern auch an die zierlichen EntwĂŒrfe der 1960er Jahre.
AuffÀllig: Zwei Trends bei Tischen!
Erstens der steigende Anteil von Massivholz und zweitens neue Lösungen fĂŒr Tischbeine. Massivholztischplatten werden vor allem in Eiche und Nussbaum angeboten und nun aber auch gerne mit bunt lasierten Tischbeinen oder Metallgestellen kombiniert. Massivholz muss also nicht mehr naturbelassen und holzfarben sein. Die Natursehnsucht erfĂ€hrt eine Neuinterpretation mit Hilfe von Farben. Bei den Tischbeinen sind den Designern neuartige Lösungen eingefallen. Beispielsweise gibt es Tischbeine, die sich ĂŒberkreuzen oder solche, die krumm aussehen, natĂŒrlich ohne an StabilitĂ€t zu verlieren.
Regal ist nicht gleich Regal.
Auf der imm cologne 2016 erwartet uns eine enorme Vielfalt von frei zusammenstellbaren Regalmodulen, die teilweise sogar ohne jegliches Werkzeug zusammengebaut, auf jede BedĂŒrfnislage und Wohnsituation angepasst werden können. Egal, ob man im Altbau mit hohen Decken oder im 2,50 cm hohen Neubau wohnt, egal ob man eine DachschrĂ€ge hat oder die Module als Sideboard fĂŒr den Flachbildschirm einsetzen will. Regalmodule sind flexibel, leicht, erweiterbar. Und UmzĂŒge sind mit kleinen Modulen komfortabel und unkompliziert. Die Nachfrage ĂŒbrigens ist trotz E-Book ungebrochen hoch.
Design wird internationaler.
Da Design in jeder Zeit Ikonen produzieren kann, ist es folglich mit dem Zeitgeist eng verknĂŒpft. AktualitĂ€t, ModernitĂ€t und Neuheit werden im Entwurf vereint. Ein typisch deutsches Design gibt es dabei heute nicht mehr. Es gab den Biedermeier-, den Jugend- und den GrĂŒnderzeitstil mit seiner charakteristischen Formensprache, dann die Bauhaus-Schule mit ihrer sachlichen Interpretation von Design. Heute ist Design international. Man kann hinterher immer sehen, aus welcher Epoche ein MöbelstĂŒck ist, nicht aber, aus welchem Land es stammt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts machte man dafĂŒr die Internationalisierung durch eine sogenannte kulturelle Kolonisierung verantwortlich. 150 Jahre spĂ€ter die Globalisierung, weil die Möbel weltweit eine globalere Formensprache annehmen, die sich vor allem im urbanen Raum durch die sich anpassenden Wohngewohnheiten ergibt. Design will immer nur das Eine: Gefallen! Egal woher es stammt.
Die Menschen lieben das Wohnen. So blicken unsere Branchen 2016 positiv optimistisch in die Zukunft. Die heute öffnende imm cologne 2016 gibt unseren Besuchern den besten Ăberblick der neuesten Wohn-, Möbel- und Einrichtungsideen. Freuen wir uns darauf.HDH/VDM VerbĂ€nde der Holz- und Möbelindustrie
Flutgraben 2
53604 Bad Honnef
Deutschland
Tel. +49 (0) 22 24 - 93 77 0
Fax +49 (0) 22 24 - 93 77 77
info@holzindustrie.de
www.holzindustrie.de
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