Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK)
back to index
Vom nassen Eisblock zum energieeffizienten Designerstück:
Die Geschichte des Kühlschranks
06.06.2018 Mannheim. Der Kühlschrank revolutionierte erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit den Alltag der Menschen. Es vergingen Jahrtausende menschlichen Daseins, ohne dieses heute in einer jeden Küche nicht mehr wegzudenkende Objekt. „Die Geschichte des Kühlschranks,“ weiß Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK), „ist so spannend wie ein Krimi, denn seine Erfindung führte in der Küche zu einer echten Revolution, die viele traditionelle Abläufe buchstäblich aufs Eis legte“. Der Kühlschrank veränderte die Eigenschaften der Menschheit wie kein zweites Gebrauchsgut und er änderte alles bis dahin gekannte über das Aufbewahren von Nahrungsmitteln.
Von den Anfängen der Kühlung
„Jäger“ und „Sammler“ jagten und sammelten Nahrung und aßen diese direkt auf. Erst als unsere Vorfahren sesshaft wurden, änderte sich ihr Verhalten im Alltag. Mit der festen Behausung lagerten sie erstmals Gegenstände und Dinge des täglichen und gelegentlichen Gebrauchs, darunter auch Lebensmittel. Schon in der Antike holten sich die Alpenanrainer Eisblöcke von den Bergen, um ihre Nahrung vor dem Verderben zu schützen. Doch wer nicht in Gletschernähe wohnte, musste sich Jahrhunderte lang mit anderen Konservierungsmethoden anfreunden. So wurde fast überall gepökelt und eingekocht, getrocknet und geräuchert.
Daneben haben sich viele Völker im Laufe der Jahrhunderte einfallsreiche und kühle Aufbewahrungsorte für verderbliche Speisen geschaffen. In den Burgen des Mittelalters waren in den dicken Wänden Nischen mit schweren Holzklappen eingearbeitet, die die Temperatur niedrig hielten. Erdlöcher im Garten wurden zur Kühlung genutzt, ebenso wie nahe liegende Teiche und Gewässer. Der Hang, speziell der Deutschen übrigens bis heute zum Keller unterm Haus, eröffnete ebenfalls die Möglichkeit eines kühlen Raums zum Vorrat. Ob in Tongefäßen oder schweren hölzernen Fässern und Truhen, der damals nicht so wie heute gute gedämmte Keller war Jahrhunderte lang idealer Aufbewahrungsort für schneller verderbliche Lebensmittel. In den 1950er Jahren, als der Kühlschrank seine Erfolgsgeschichte auch in Deutschland und Europa antrat, war es für die meisten Familien üblich, Käse, Butter, Milch und Fleisch im Keller zu lagern. In Etagenwohnungen hingegen diente die an die Küche angedockte kühle Speisekammer als Lagerraum. Niemals beheizt und stets mit einem Fenster versehen lagerten hier frisches Gemüse und Obst sowie Milcherzeugnisse und rohes Fleisch. Außerdem wurde vielerorts in den kalten Monaten einfach die Außenfensterbank der Küche als Kühlschrank benutzt.
Eis-Stangen-Handel
In europäischen Großstädten etablierte sich seit dem 19. Jahrhundert zunehmend der Handel mit dem künstlich hergestellten Eisblock. Eisfabriken organisierten dafür die systematische Versorgung vor allem großbürgerlicher Haushalte mit riesigen und schweren Eisstangen. Sie wurden mit Haken von den Lastkutschen gezerrt, bevor sie ihren Platz im sogenannten Eisschrank fanden, einer mit Dämmstoff und Holz ausgerüsteten Kiste, in deren Mitte frische Produkte lagerten. Immer mehr Haushalte leisteten sich diese damals als absolut luxuriös angesehene Versorgung und genossen ihre so gewonnenen Konsumvorteile. Heute wird aus dieser Tradition in einigen deutschsprachigen Regionen statt Kühlschrank immer noch Eisschrank gesagt.
Die Veränderung der Hausarbeit
Doch erst der Kühlschrank – fundamentaler Vorläufer war eine technisch-chemische Kältemaschine von Carl von Linde 1876 – änderte die Langlebigkeit der Lebensmittel und die Konsummuster der Hausfrauen durchgreifend. Bis in die 1950er Jahre war es beispielsweise üblich, täglich einzukaufen. Die meistgegessene Fleischsorte in Deutschland war der durchwachsene und geräucherte Speck. Dies konnte sich erst mit der massenhaft ansteigenden Verbreitung des Kühlschranks ändern, denn hier konnte nun auch leicht verderbliches frisches Geflügel und selbst zubereitetes Hackfleisch aufbewahrt werden. In der Neuzeit der 1920er Jahre war der Kühlschrank in den USA bereits ein Verkaufsschlager doch hierzulande kaum gebräuchlich. Der zweite Weltkrieg sollte seine Verbreitung in Deutschland noch bis in die 1950er Jahre hinein verzögern. Aber jetzt konnte das tägliche Einkaufen reduziert werden, es reichte nun aus, zweimal in der Woche zu gehen und die Nahrung ohne Angst um Verderb im schicken Kühlschrank aufzubewahren. Manche Studien belegen, dass erst mit dem sich so veränderten Einkaufsverhalten die Idee der Vollsortimenter im Lebensmittelhandel aufkam und im Anschluss übrigens auch die Idee der Sonderangebote. Nahrungsmittel wurden durch den Kühlschrank schließlich haltbarer. Die Akzeptanz des Kühlschranks durch die Hausfrauen war in Europa direkt größer als die der Waschmaschine, denn der Kühlschrank unterstützte das Ziel einer sparsamen Haushaltsführung. Es kam zu weniger Verderb, zu weniger Vorkochen. Lagern und der Mehreinkauf von Sonderangeboten waren möglich und der Kühlschrank ersparte ganz nebenbei lästige Einkaufszeit. Das elektrische Waschen erleichterte hingegen nur den Hausarbeitsprozess, nicht aber das Ergebnis „saubere Wäsche“ und stieß daher eher auf Skepsis. Im Zuge des Wirtschaftswachstums erweiterte der Kühlschrank alsdann den Speiseplan: Kalte Platten, Buttercreme, Sahnetorten, Würstchen, exotisches Obst, Eier und Mayonnaise wurden Protagonisten und Zeugen des Lebensstils der 1960er Jahre.
Die Gestaltung des Kühlschranks
Das Design der Nachkriegskühlschränke war durch die sogenannte „stromlinienförmige“ Gestaltung geprägt. Die Solitäre standen dabei meist auf Beinen, sahen sehr dickwandig und gewölbt aus und hatten runde Ecken. Ein überaus stabiler, demonstrativer Öffnungsgriff aus Chrom erinnerte visuell und auditiv an die Türöffner der US-amerikanischen Straßenkreuzer. Die immerwährende Frontfarbe dieser kompakten Kühlmaschinen war Weiß, das besonders für Sauberkeit und Hygiene stand. Daher war es damals undenkbar, dass ein so bahnbrechendes Gerät einfach in ein geschlossenes Küchenmöbel eingebaut wurde oder gar in einer anderen Farbgebung auf den Markt gekommen wäre. Man wollte den aufkommenden Wohlstand mit und durch den Kühlschrank deutlich sichtbar präsentieren. Seine Hauptverkaufszahlen erzielte er im Übrigen bis in die 1960er Jahre jeden Frühling, vor den sich ankündigenden wärmeren Sommermonaten. Diesen Beschaffungswunsch unterstützten die aufkommenden Kühlgerätehersteller mit saisonalen Werbemaßnahmen deutlich. Erst als der Kühlschrank in den 1970er Jahren zur Standardausstattung wurde, wurde er auch eingebaut und verschwand optisch im Küchenmöbel. Ende der 1950er Jahre hatten viele Geräte im oberen Bereich ein kleines „Gefrierfach“. Dieses Eiswürfelfach eignete sich allerdings nicht für die langfristige Aufbewahrung von gefrorenen Produkten. Dabei waren Tiefkühltruhen in dieser Zeit wahre Luxusgüter, denn sie brauchten Platz und hatten hohe Anschaffungskosten.
Wieder durch US-amerikanische Vorbilder beeinflusst kamen in den 1970er und 1980er Jahren hohe Kühl-Gefrier-Kombinationen auf den Markt. Ebenso verkleidet wie ihre kleinen Vorgänger fanden sie einen integrierten Platz in der modernen Einbauküche. Oben war – und ist – ihr Kühlschrank, während unten ein Gefrierschrank oft mit eigenem Motor Lebensmittel und Flüssigkeiten gefrieren lässt. Bequemlichkeit beim Ein- und Ausräumen, aber auch bessere Übersicht und die Erleichterung der Reinigung waren somit gegeben. Neben Einbaukühlschränken kamen in den vergangenen 10 Jahren auch wieder Solitäre als freistehende Kühl-Gefrier-Kombinationen auf den Markt. Zum einen in wenn auch farbigem Retrodesign, zum anderen aber auch in voluminösen Großkühlschränken mit Edelstahlfront und Eiswürfelspender, die professionelle Gastronomie zum Vorbild hat.
Kühltechnik heute
Die Kühltechnik war nach der Nutzung natürlichen Eises stets mit technisch-chemischen Prozessen verbunden. Erste Prototypen stanken nach Ammoniak und mussten zweimal die Woche abgetaut werden. Bis weit in die 1980er Jahre war Flurchlorkohlenwasserstoff (FCKW) das übliche Kühlmittel. Da es bei seiner Freisetzung die Ozonschicht der Erdatmosphäre in hohem Maße beschädigt, wurde es seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr verwendet und ist seither in Neugeräten verboten. Moderne Kühlschränke haben heute moderne, energiesparende und umweltschonende Kühltechnik, die meist durch Kompressoren erzeugt wird. Kühlkompressoren sind fast geräuschlos und tauschen die warme Innenluft durch Verdampfung nach außen aus. Als Kühlmittel werden selbstverständlich unbedenkliche Kältemittel verwendet. Moderne Kühlschränke haben außerdem eine Abtauautomatik, die sich selbst reguliert.
Kalt, sparsam, groß und schick
Ein wesentliches Thema beim modernen Kühlschrank ist heute seine Energieeffizienz, die in seinen Anfängen überhaupt keine Rolle spielte. Der Energieverbrauch ist zu einem wichtigen Kaufkriterium geworden. Bei der durchschnittlichen Lebensdauer eines Kühlschranks ergibt sich eine echte Einsparungsmöglichkeit der weiter steigenden Energiekosten eines Haushalts. Einher mit energiesparender Motorisierung geht eine bessere Isolierung und eine funktionale Zoneneinteilung. Diese Zonendefinition des Kühlraums ist als eine Empfehlung für den Nutzer zu verstehen, denn die unterschiedlichen Kältezonen sind für unterschiedliche Lebensmittel optimal temperiert. So ist heute beispielsweise die kalte und luftfeuchtegeregelte Gemüseschublade ein kleines professionelles Kühlhaus. Manche Schubladen sind mittlerweile mit LED-Licht ausgestattet, um Obst und Gemüse auch bei geschlossener Tür zu beleuchten. So wird es vor seinem automatisch einsetzenden Vitaminabbau vor Dunkelheit geschützt. Bei all diesen immer weiter optimierten Funktionsbereichen für unterschiedliche Lebensmittel ist es nicht verwunderlich, dass Kühlschränke seit einigen Jahren tendenziell größer werden und mehr Volumen haben. Im vergangenen Jahr hatten 40 Prozent aller in Deutschland verkauften Kühlschränke ein Fassungsvermögen von mehr als 300 Litern. Solche Großgeräte stehen meist als Solitär und sind nicht in Möbel eingebaut. Daran kann man erkennen, dass die Menschen immer seltener einkaufen wollen, auf Angebote achten, größere Mengen kaufen und bei einem sorgfältigen Transport vom Geschäft nach Zuhause der optimierten Kühlfunktion ihres Kühlschranks vertrauen.
Die neueste Entwicklung zeigt Modelle, die durch einen digitalen Scan des Innenraums die Produkte erkennen. Auf das Smartphone übermittelt ergibt sich so eine Bestandsliste, die ggf. zum Einkaufen anmahnt. So eine Liste könnte in Zukunft direkt einem Lebensmittellieferanten zugehen, der die Waren mit einer Kühl-Drohne in kurzer Zeit anliefert. Der Kühlschrank hat also immer noch das Zeug, das Einkaufsverhalten noch einmal deutlich zu verändern.
Die AMK ist der Fach- und Dienstleistungsverband der gesamten Küchenbranche. Sie engagiert sich auf den Gebieten Technik & Normung, Marketing & Öffentlichkeitsarbeit, Internationalisierung sowie Messewesen. Der AMK gehören mehr als 140 Mitgliedsunternehmen an, alle sind namhafte Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-/Einbaugeräten, Spülen, Zubehör sowie Zulieferer, Handelskooperationen und Dienstleistungsunternehmen. Sie ist Schirmherrin für den „Tag der Küche“, der jährlich mit Live-Events in zahlreiche Küchenausstellungen im deutschsprachigen Raum lockt. Nächster Termin: 29. September 2018. Weitere Informationen im Internet unter www.amk.de und www.tag-der-kueche.de. (AMK)
Bildunterschriften zum AMK-Pressedienst: Geschichte des Kühlschranks
Foto 1: Mitte der 1950er Jahre gab es die ersten hocheingebauten Kühlgeräte. (Foto: AMK)
Foto 2: Mit der Weiterentwicklung des Kühlschranks reduzierte sich die Kaufhäufigkeit von Lebensmitteln. Hausfrauen und Kinder waren froh über die hinzugewonnene Zeit. (Foto: AMK)
Foto 3, Foto 3a: Der moderne, energieeffiziente Kühlschrank bietet unterschiedliche Kühlzonen für unterschiedliche Lebensmittel und Getränke. (Foto: AMK)
Foto 4: Der Trend geht zum Großkühlschrank mit mehr als 300 Litern Fassungsvermögen und unterschiedlichen Nutzungszonen, der als Solitär an einer Küchenwand stehen oder eingebaut sein kann. (Foto: AMK)
Von den Anfängen der Kühlung
„Jäger“ und „Sammler“ jagten und sammelten Nahrung und aßen diese direkt auf. Erst als unsere Vorfahren sesshaft wurden, änderte sich ihr Verhalten im Alltag. Mit der festen Behausung lagerten sie erstmals Gegenstände und Dinge des täglichen und gelegentlichen Gebrauchs, darunter auch Lebensmittel. Schon in der Antike holten sich die Alpenanrainer Eisblöcke von den Bergen, um ihre Nahrung vor dem Verderben zu schützen. Doch wer nicht in Gletschernähe wohnte, musste sich Jahrhunderte lang mit anderen Konservierungsmethoden anfreunden. So wurde fast überall gepökelt und eingekocht, getrocknet und geräuchert.
Daneben haben sich viele Völker im Laufe der Jahrhunderte einfallsreiche und kühle Aufbewahrungsorte für verderbliche Speisen geschaffen. In den Burgen des Mittelalters waren in den dicken Wänden Nischen mit schweren Holzklappen eingearbeitet, die die Temperatur niedrig hielten. Erdlöcher im Garten wurden zur Kühlung genutzt, ebenso wie nahe liegende Teiche und Gewässer. Der Hang, speziell der Deutschen übrigens bis heute zum Keller unterm Haus, eröffnete ebenfalls die Möglichkeit eines kühlen Raums zum Vorrat. Ob in Tongefäßen oder schweren hölzernen Fässern und Truhen, der damals nicht so wie heute gute gedämmte Keller war Jahrhunderte lang idealer Aufbewahrungsort für schneller verderbliche Lebensmittel. In den 1950er Jahren, als der Kühlschrank seine Erfolgsgeschichte auch in Deutschland und Europa antrat, war es für die meisten Familien üblich, Käse, Butter, Milch und Fleisch im Keller zu lagern. In Etagenwohnungen hingegen diente die an die Küche angedockte kühle Speisekammer als Lagerraum. Niemals beheizt und stets mit einem Fenster versehen lagerten hier frisches Gemüse und Obst sowie Milcherzeugnisse und rohes Fleisch. Außerdem wurde vielerorts in den kalten Monaten einfach die Außenfensterbank der Küche als Kühlschrank benutzt.
Eis-Stangen-Handel
In europäischen Großstädten etablierte sich seit dem 19. Jahrhundert zunehmend der Handel mit dem künstlich hergestellten Eisblock. Eisfabriken organisierten dafür die systematische Versorgung vor allem großbürgerlicher Haushalte mit riesigen und schweren Eisstangen. Sie wurden mit Haken von den Lastkutschen gezerrt, bevor sie ihren Platz im sogenannten Eisschrank fanden, einer mit Dämmstoff und Holz ausgerüsteten Kiste, in deren Mitte frische Produkte lagerten. Immer mehr Haushalte leisteten sich diese damals als absolut luxuriös angesehene Versorgung und genossen ihre so gewonnenen Konsumvorteile. Heute wird aus dieser Tradition in einigen deutschsprachigen Regionen statt Kühlschrank immer noch Eisschrank gesagt.
Die Veränderung der Hausarbeit
Doch erst der Kühlschrank – fundamentaler Vorläufer war eine technisch-chemische Kältemaschine von Carl von Linde 1876 – änderte die Langlebigkeit der Lebensmittel und die Konsummuster der Hausfrauen durchgreifend. Bis in die 1950er Jahre war es beispielsweise üblich, täglich einzukaufen. Die meistgegessene Fleischsorte in Deutschland war der durchwachsene und geräucherte Speck. Dies konnte sich erst mit der massenhaft ansteigenden Verbreitung des Kühlschranks ändern, denn hier konnte nun auch leicht verderbliches frisches Geflügel und selbst zubereitetes Hackfleisch aufbewahrt werden. In der Neuzeit der 1920er Jahre war der Kühlschrank in den USA bereits ein Verkaufsschlager doch hierzulande kaum gebräuchlich. Der zweite Weltkrieg sollte seine Verbreitung in Deutschland noch bis in die 1950er Jahre hinein verzögern. Aber jetzt konnte das tägliche Einkaufen reduziert werden, es reichte nun aus, zweimal in der Woche zu gehen und die Nahrung ohne Angst um Verderb im schicken Kühlschrank aufzubewahren. Manche Studien belegen, dass erst mit dem sich so veränderten Einkaufsverhalten die Idee der Vollsortimenter im Lebensmittelhandel aufkam und im Anschluss übrigens auch die Idee der Sonderangebote. Nahrungsmittel wurden durch den Kühlschrank schließlich haltbarer. Die Akzeptanz des Kühlschranks durch die Hausfrauen war in Europa direkt größer als die der Waschmaschine, denn der Kühlschrank unterstützte das Ziel einer sparsamen Haushaltsführung. Es kam zu weniger Verderb, zu weniger Vorkochen. Lagern und der Mehreinkauf von Sonderangeboten waren möglich und der Kühlschrank ersparte ganz nebenbei lästige Einkaufszeit. Das elektrische Waschen erleichterte hingegen nur den Hausarbeitsprozess, nicht aber das Ergebnis „saubere Wäsche“ und stieß daher eher auf Skepsis. Im Zuge des Wirtschaftswachstums erweiterte der Kühlschrank alsdann den Speiseplan: Kalte Platten, Buttercreme, Sahnetorten, Würstchen, exotisches Obst, Eier und Mayonnaise wurden Protagonisten und Zeugen des Lebensstils der 1960er Jahre.
Die Gestaltung des Kühlschranks
Das Design der Nachkriegskühlschränke war durch die sogenannte „stromlinienförmige“ Gestaltung geprägt. Die Solitäre standen dabei meist auf Beinen, sahen sehr dickwandig und gewölbt aus und hatten runde Ecken. Ein überaus stabiler, demonstrativer Öffnungsgriff aus Chrom erinnerte visuell und auditiv an die Türöffner der US-amerikanischen Straßenkreuzer. Die immerwährende Frontfarbe dieser kompakten Kühlmaschinen war Weiß, das besonders für Sauberkeit und Hygiene stand. Daher war es damals undenkbar, dass ein so bahnbrechendes Gerät einfach in ein geschlossenes Küchenmöbel eingebaut wurde oder gar in einer anderen Farbgebung auf den Markt gekommen wäre. Man wollte den aufkommenden Wohlstand mit und durch den Kühlschrank deutlich sichtbar präsentieren. Seine Hauptverkaufszahlen erzielte er im Übrigen bis in die 1960er Jahre jeden Frühling, vor den sich ankündigenden wärmeren Sommermonaten. Diesen Beschaffungswunsch unterstützten die aufkommenden Kühlgerätehersteller mit saisonalen Werbemaßnahmen deutlich. Erst als der Kühlschrank in den 1970er Jahren zur Standardausstattung wurde, wurde er auch eingebaut und verschwand optisch im Küchenmöbel. Ende der 1950er Jahre hatten viele Geräte im oberen Bereich ein kleines „Gefrierfach“. Dieses Eiswürfelfach eignete sich allerdings nicht für die langfristige Aufbewahrung von gefrorenen Produkten. Dabei waren Tiefkühltruhen in dieser Zeit wahre Luxusgüter, denn sie brauchten Platz und hatten hohe Anschaffungskosten.
Wieder durch US-amerikanische Vorbilder beeinflusst kamen in den 1970er und 1980er Jahren hohe Kühl-Gefrier-Kombinationen auf den Markt. Ebenso verkleidet wie ihre kleinen Vorgänger fanden sie einen integrierten Platz in der modernen Einbauküche. Oben war – und ist – ihr Kühlschrank, während unten ein Gefrierschrank oft mit eigenem Motor Lebensmittel und Flüssigkeiten gefrieren lässt. Bequemlichkeit beim Ein- und Ausräumen, aber auch bessere Übersicht und die Erleichterung der Reinigung waren somit gegeben. Neben Einbaukühlschränken kamen in den vergangenen 10 Jahren auch wieder Solitäre als freistehende Kühl-Gefrier-Kombinationen auf den Markt. Zum einen in wenn auch farbigem Retrodesign, zum anderen aber auch in voluminösen Großkühlschränken mit Edelstahlfront und Eiswürfelspender, die professionelle Gastronomie zum Vorbild hat.
Kühltechnik heute
Die Kühltechnik war nach der Nutzung natürlichen Eises stets mit technisch-chemischen Prozessen verbunden. Erste Prototypen stanken nach Ammoniak und mussten zweimal die Woche abgetaut werden. Bis weit in die 1980er Jahre war Flurchlorkohlenwasserstoff (FCKW) das übliche Kühlmittel. Da es bei seiner Freisetzung die Ozonschicht der Erdatmosphäre in hohem Maße beschädigt, wurde es seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr verwendet und ist seither in Neugeräten verboten. Moderne Kühlschränke haben heute moderne, energiesparende und umweltschonende Kühltechnik, die meist durch Kompressoren erzeugt wird. Kühlkompressoren sind fast geräuschlos und tauschen die warme Innenluft durch Verdampfung nach außen aus. Als Kühlmittel werden selbstverständlich unbedenkliche Kältemittel verwendet. Moderne Kühlschränke haben außerdem eine Abtauautomatik, die sich selbst reguliert.
Kalt, sparsam, groß und schick
Ein wesentliches Thema beim modernen Kühlschrank ist heute seine Energieeffizienz, die in seinen Anfängen überhaupt keine Rolle spielte. Der Energieverbrauch ist zu einem wichtigen Kaufkriterium geworden. Bei der durchschnittlichen Lebensdauer eines Kühlschranks ergibt sich eine echte Einsparungsmöglichkeit der weiter steigenden Energiekosten eines Haushalts. Einher mit energiesparender Motorisierung geht eine bessere Isolierung und eine funktionale Zoneneinteilung. Diese Zonendefinition des Kühlraums ist als eine Empfehlung für den Nutzer zu verstehen, denn die unterschiedlichen Kältezonen sind für unterschiedliche Lebensmittel optimal temperiert. So ist heute beispielsweise die kalte und luftfeuchtegeregelte Gemüseschublade ein kleines professionelles Kühlhaus. Manche Schubladen sind mittlerweile mit LED-Licht ausgestattet, um Obst und Gemüse auch bei geschlossener Tür zu beleuchten. So wird es vor seinem automatisch einsetzenden Vitaminabbau vor Dunkelheit geschützt. Bei all diesen immer weiter optimierten Funktionsbereichen für unterschiedliche Lebensmittel ist es nicht verwunderlich, dass Kühlschränke seit einigen Jahren tendenziell größer werden und mehr Volumen haben. Im vergangenen Jahr hatten 40 Prozent aller in Deutschland verkauften Kühlschränke ein Fassungsvermögen von mehr als 300 Litern. Solche Großgeräte stehen meist als Solitär und sind nicht in Möbel eingebaut. Daran kann man erkennen, dass die Menschen immer seltener einkaufen wollen, auf Angebote achten, größere Mengen kaufen und bei einem sorgfältigen Transport vom Geschäft nach Zuhause der optimierten Kühlfunktion ihres Kühlschranks vertrauen.
Die neueste Entwicklung zeigt Modelle, die durch einen digitalen Scan des Innenraums die Produkte erkennen. Auf das Smartphone übermittelt ergibt sich so eine Bestandsliste, die ggf. zum Einkaufen anmahnt. So eine Liste könnte in Zukunft direkt einem Lebensmittellieferanten zugehen, der die Waren mit einer Kühl-Drohne in kurzer Zeit anliefert. Der Kühlschrank hat also immer noch das Zeug, das Einkaufsverhalten noch einmal deutlich zu verändern.
Die AMK ist der Fach- und Dienstleistungsverband der gesamten Küchenbranche. Sie engagiert sich auf den Gebieten Technik & Normung, Marketing & Öffentlichkeitsarbeit, Internationalisierung sowie Messewesen. Der AMK gehören mehr als 140 Mitgliedsunternehmen an, alle sind namhafte Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-/Einbaugeräten, Spülen, Zubehör sowie Zulieferer, Handelskooperationen und Dienstleistungsunternehmen. Sie ist Schirmherrin für den „Tag der Küche“, der jährlich mit Live-Events in zahlreiche Küchenausstellungen im deutschsprachigen Raum lockt. Nächster Termin: 29. September 2018. Weitere Informationen im Internet unter www.amk.de und www.tag-der-kueche.de. (AMK)
Bildunterschriften zum AMK-Pressedienst: Geschichte des Kühlschranks
Foto 1: Mitte der 1950er Jahre gab es die ersten hocheingebauten Kühlgeräte. (Foto: AMK)
Foto 2: Mit der Weiterentwicklung des Kühlschranks reduzierte sich die Kaufhäufigkeit von Lebensmitteln. Hausfrauen und Kinder waren froh über die hinzugewonnene Zeit. (Foto: AMK)
Foto 3, Foto 3a: Der moderne, energieeffiziente Kühlschrank bietet unterschiedliche Kühlzonen für unterschiedliche Lebensmittel und Getränke. (Foto: AMK)
Foto 4: Der Trend geht zum Großkühlschrank mit mehr als 300 Litern Fassungsvermögen und unterschiedlichen Nutzungszonen, der als Solitär an einer Küchenwand stehen oder eingebaut sein kann. (Foto: AMK)
HDH/VDM Verbände der Holz- und Möbelindustrie
Flutgraben 2
53604 Bad Honnef
Deutschland
Tel. +49 (0) 22 24 - 93 77 0
Fax +49 (0) 22 24 - 93 77 77
info@holzindustrie.de
www.holzindustrie.de
Flutgraben 2
53604 Bad Honnef
Deutschland
Tel. +49 (0) 22 24 - 93 77 0
Fax +49 (0) 22 24 - 93 77 77
info@holzindustrie.de
www.holzindustrie.de
back to index