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Kettnaker
Verband der Deutschen Möbelindustrie e. V. (VDM)

„Made in Germany“ und ein gesunder Mix aus Automatisierung und Handwerk als Erfolgsgrundlage

Moderne Schlafzimmerfertigung der Oeseder Möbel-Industrie

01.08.2018

Markus Wiemann: „Der Möbelhandel in Deutschland konsolidiert weiter.“


GeorgsmarienhĂŒtte. Stillstand hat es in der Oeseder Möbel-Industrie in den letzten 118 Jahren nie gegeben. Das Unternehmen ist vom kleinen Handwerksbetrieb zum großen Industrieunternehmen aufgestiegen. Mit hoher FlexibilitĂ€t gelingt es, die individuellen WĂŒnsche der unterschiedlichsten internationalen Endverbraucher schnell und gezielt umzusetzen. Der Schlafzimmerhersteller bewegt sich dabei in einem engen Marktumfeld, dessen Zukunftsaussichten gerade vom hiesigen Möbelhandel mitbestimmt werden: „Die InnovationsfĂ€higkeit der Branche hat noch keine volle Entfaltungskraft entwickeln dĂŒrfen. Es fehlt teilweise die Bereitschaft des Handels, unsere Innovationen mitzutragen“, sagt GeschĂ€ftsfĂŒhrer Markus Wiemann.

Die Oeseder Möbel-Industrie wird im Jahr 1900 von Mathias Wiemann im 15 Quadratmeter großen Kellerraum einer Gastwirtschaft in Oesede, einem Stadtteil von GeorgsmarienhĂŒtte im Landkreis OsnabrĂŒck, als Tischlerei gegrĂŒndet. 50 Jahre spĂ€ter zĂ€hlt das Familienunternehmen 300 BeschĂ€ftigte. Die „Sesam-Bar“ entwickelt sich ab 1950er Jahren mit einer halben Million verkaufter Exemplare zu einem Bestseller des Unternehmens. Sie ist ein kompakter Fernseh-Eckschrank mit SchiebetĂŒr, hinter der sich ein BĂŒcherregal sowie eine Minibar auf der anderen Seite einer Drehscheibe verbergen. Wagonweise verlĂ€sst das MöbelstĂŒck die Oeseder Möbel-Industrie. Seit den 1990er Jahren konzentriert sich das Unternehmen ausschließlich auf die Fertigung moderner Schlafzimmer. Das Schlafzimmer-Set „Luxor“ fĂŒr die Mittelklasse mit raumsparenden Kombinationsmöglichkeiten samt BettbrĂŒcke entwickelt sich zum Kassenschlager der Neuzeit. Inzwischen ist die Nachfrage nach Sets bestehend aus Bett, Schrank und Nachttisch deutlich zurĂŒckgegangen. „Der Trend geht eindeutig zu Einzelprodukten“, sagt Markus Wiemann, der die GeschĂ€ftsfĂŒhrung Ende 2004 als vierte Generation in der Geschichte des Familienunternehmens ĂŒbernommen hat. Heute schaffe es das Unternehmen, sich als einer der großen deutschen Schlafzimmerhersteller am Markt zu behaupten. „Wenngleich das Marktumfeld hier in Deutschland aufgrund der Handelskonzentrationen nicht gerade angenehmer wird“, merkt Wiemann an und folgert, dass es in Zukunft immer schwieriger werde, gesund zu wirtschaften. „Wir mĂŒssen dem Handel die Möglichkeit geben, positive DeckungsbeitrĂ€ge zu generieren. Aber wir mĂŒssen auch unsererseits positive DeckungsbeitrĂ€ge erzielen, sonst können wir nicht langfristig als gesunder Partner am Markt bestehen und uns auch mit Zukunftsthemen beschĂ€ftigen.“

Zu den Zukunftsthemen zĂ€hlt Wiemann die weitere Automatisierung der Produktion, aber auch technische Innovationen im Möbeldesign. Letztgenannte hĂ€tten im Schlafzimmer eine geringere Akzeptanz als in der KĂŒche oder im Wohnzimmer – sowohl beim Endkunden als auch im Möbelhandel. „Wir können schöne Sachen und pfiffige Lösungen entwickeln von selbstöffnenden TĂŒren an SchrĂ€nken bis hin zu stimmungsvollen Beleuchtungselementen an der Nachtkonsole, aber der Handel ist kaum bereit, den Mehrwert an den Kunden weiterzugeben“, bedauert der GeschĂ€ftsfĂŒhrer. Immerhin die eigene Produktion hat Wiemann in den zurĂŒckliegenden Jahren umfangreich fĂŒr die Zukunft gewappnet. „Wir haben einen gesunden Mix aus Automatisierung und manuellem Beiwerk – vom Eingang der Bestellung bis zur Auslieferung und Montage. Denn bei allen vorhandenen Möglichkeiten der Digitalisierung sind es dennoch Menschen, die miteinander GeschĂ€fte machen.“

Der stationĂ€re Möbelhandel ist hierzulande der Hauptkunde der Oeseder Möbel-Industrie und ein Partner, der laut Wiemann immer weiter konsolidiert. Immerhin ein Drittel setzt das Unternehmen bereits im Ausland um, wobei auch dort LĂ€nder wie Österreich bereits sehr verkettete Strukturen weniger großer HĂ€ndler aufweisen wĂŒrden. „Es gibt wenige MĂ€rkte, die so oligopolistisch geregelt sind wie der deutsche und österreichische. Perspektivisch ist ein höherer Exportanteil fĂŒr uns sicherlich ein probates Mittel, um weiter erfolgreich zu wirtschaften“, so der Unternehmer. Gerade der asiatische Markt könne auf Sicht sehr attraktiv werden. Noch sind es jedoch Deutschland und seine NachbarlĂ€nder, in denen die Oeseder Möbel-Industrie und ihre 365 Mitarbeiter den Großteil ihres Umsatzes erzielen. Insgesamt liefert Wiemann tĂ€glich mehr als 450 Schlafzimmer aus. Diese sind in mehr als 25 LĂ€ndern erhĂ€ltlich und können auch auf vielen internationalen Messen angeschaut und geordert werden. „Das Herkunftssiegel ‚Made in Germany‘ ist gerade im Ausland gefragt und damit sehr wichtig fĂŒr unsere zukĂŒnftige Ausrichtung. Es steht fĂŒr QualitĂ€t und ZuverlĂ€ssigkeit – und das nicht nur bei den Produkten, sondern auch in der gesamten Abwicklung und Logistik“, weiß Wiemann. In einigen LĂ€ndern, wie Indien oder China, in denen sich zurzeit erst die Mittelklasse herausbilde, werde die Marke sogar hĂ€ufig im Premiumsegment angesiedelt. Hierzulande seien die typischen Zweiteinrichter mittleren Alters die Zielgruppe, fĂŒr die mehr als 150 verschiedene Produktserien fĂŒr das Schlafzimmer entwickelt wurden. „Wir möchten den Produktbereich Schlafzimmer auch in Zukunft als unabhĂ€ngiges Familienunternehmen anbieten. Und wenn wir es schaffen, die nĂ€chsten 20 Jahre weiter erfolgreich zu wirtschaften, dann hat auch die nĂ€chste Generation der Familie ein Alter erreicht, in dem man sich ĂŒber die Unternehmensnachfolge Gedanken machen kann“, schließt der GeschĂ€ftsfĂŒhrer. VDM/FT

Bild 1: Seit 2004 ist Markus Wiemann GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Oeseder Möbel-Industrie. Foto: VDM

Bild 2: Die Oeseder Möbel-Industrie aus der Luft. Foto: VDM/Wiemann

Bild 3: Die Sesam-Bar wurde Mitte des 20. Jahrhunderts eine halbe Million Mal verkauft. Foto: VDM/Wiemann

Bild 4: Teilmassives Schlafzimmer mit modernen LED-Elementen. Foto: VDM/Wiemann

Bild 5: 450 Schlafzimmer pro Tag verlassen das Werk von Wiemann. Foto: VDM/Wiemann

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Fabian Tews
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